Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 263

1906 - München : Oldenbourg
49. Elisabeth Charlotte. 263 später, viele Jahre später einmal aus dem kalten Versailles schreiben sollte: „damals war ich lustiger als jetzt". Arme kleine Liselotte, was hat man dir getan, daß du später nicht mehr lustig sein konntest? Ein Blick ans die gegenüberliegende Wand sagt es uns; denn an dieser Waud hängt wieder ein Bild von ihr, aber da ist sie kein Kind mehr, sondern eine Frau, nicht mehr rotwangig, sondern blaß und über den blassen Zügen liegt die Müdigkeit, die sich auf menschlichen Gesichtern lagert, wenn der Gram zu Besuch kommt und seinen Besuch ungebührlich ausdehnt und nimmer, nimmer wieder davon geht. Und dieser Gram — woher? Wir brauchen nur zur Seite zu sehen, nach dem Bilde des Mannes, das dort neben dem ihrigen hängt, des widerwärtig, süßlich lächelnden Mannes, der so recht wie das aussieht, was man einen „ekligen Kerl" nennt. Dieser Maun nämlich, das ist der „Monsieur" von Frankreich, Herzog Philipp von Orleans, der Bruder Ludwigs Xiv., dem die Liselotte mit neunzehn Jahren zur Frau gegeben wurde und dreißig Jahre lang, bis zu seinem Tode, Frau bleiben mußte und Frau blieb, treue, ehrliche, rechtschaffene Frau, obgleich das Sumpfgezücht, in dessen Mitte sie zu leben verdammt war, alles daransetzte sie zu einer untreuen Frau zu machen, und als ihm das nicht gelang, alles daransetzte ihren Gatten, den „Monsieur", glauben zu machen, sie wäre eine solche. Das ist ihr Gatte, ihr Herr und Gemahl, von dem sie am 7. März 1696 nach fünfundzwanzig Jahren ehelichen Lebens an ihre Tante, die Kur-fürftin Sophie in Hannover, schreibt: „Der hat nichts in der Welt im Kopf als seine jungen Kerls, um da ganze Nächte mit zu fressen, zu saufen, und gibt ihnen unerhörte Summen Geld. Nichts kost' ihn noch ist's zu teuer für die Bursch'. Unterdessen haben seine Kinder und ich kaum, was uns nötig ist. Wenn ich Heiuder und Leintücher vonnöten habe, muß Jahr und Tag drum gebettelt werden und in derselben Zeit gibt er loooo Taler au den La Carte, um fein Weißzeug in Flandern zu kaufen. Alles Silberzeug, fo aus der Pfalz kommen, hat Monsieur verschmelzt und verkauft und alles den Buben geben. Alle feine Juwelen werden verkauft und versetzt, Geld drauf gelehnt und den jungen Leuten geben, alfo daß, da Gott vor fei, wenn Monsieur heute zum Sterben kommen sollte, muß ich morgen bloß von des Königs Gnaden leben und werde das Brot nicht finden." Arme kleine Liselotte, reiner, junger Quell, in was für einen Morast hat man dich geleitet! Schöne, frische Knospe ans dem deutschen Walde, was für schlimme Hände haben dich zwischen die Finger genommen! Und daß es der leibliche Vater sein mußte, der die schnöde Hantierung begann und das holde Geschöpf, das ihm Gott zur Tochter gegeben hatte, verkaufte um ein politisches Geschäft mit ihr zu machen! Diesem Karl Ludwig nämlich, ihrem Vater, dessen ganze Lebenstätigkeit eigentlich darin bestand die Groschen Stück nach Stück wieder zu sammeln, die Papa und Mama Winterkönig mit einem

2. Von der Bildung des Fränkischen Reiches bis zum Westfälischen Frieden - S. 77

1905 - Leipzig : Hirt
Die Jungfrau von Orleans. 77 Leistung nur fr ihre Person, nicht aber fr ihre Shne Gltigkeit habe, und begann deshalb seine vermeintlichen Ansprche mit den Waffen geltend zu machen. Der Krieg, der nun entbrannte, zog sich durch mehr als hundert Jahre hin (1339 bis 1453). Zur Zeit, als Karl Vii., ein Nachkomme Philipps von Valois, zur Regierung kam, im Jahre 1422, war Nordfrankreich bis zur Loire in den Hnden der Englnder. Der Herzog von Burgund, ein naher Ver-wandter und der mchtigste Lehensmann des Knigs Karl Vii., sowie Karls eigne Mutter Jsabeau standen auf der Seite der Englnder. Diese waren entschlossen, die Loire zu berschreiten, um sich auch des Sdens von Frankreich zu bemchtigen. Orleans war der Schlssel zum Sden. Darum wurde die Belagerung dieser Stadt im Oktober 1428 begonnen. Die Einwohner hatten das richtige Gefhl, da von ihrem Widerstande das Schicksal Frankreichs abhinge. Aber auch die Englnder wuten dies und verdoppelten ihre Anstrengungen. Die Brger von Orleans machten mehrere Versuche, die Englnder zurckzuwerfen, aber sie vermochten es nicht. Nach menschlicher Berechnung war die Stadt verloren und damit Frankreich eine Beute der Englnder. Der König war entmutigt und dachte schon an Flucht nach Schott-land oder Spanien. Die Blte des Adels lag auf den Schlachtfeldern; der Rest war verarmt, das Kirchenvermgen sr Kriegszwecke aufgezehrt; die letzte Kraft des Brgertums rang in Orleans mit dem Mute der Verzweiflung. Der Bauernstand war in den steten Kriegszgen ebenfalls vernichtet. Hungersnot und Krankheiten hatten die Manneskraft Frank-reichs gebrochen. Da kam Rettung aus dem Geschlechte der Frauen. Jetzt, wo das Banner Frankreichs den todesmden Hnden der Männer entsank, hob ein einfaches Hirtenmdchen es auf und hielt es hoch empor, go neuen Mut in die Herzen der Verzweifelnden, sammelte die Zerstreuten und fhrte sie von Sieg zu Sieg. Die Retterin Frankreichs ist die Jungfrau von Orleans. Jeanne Darc wurde am 6. Januar 1412 zu Dom Remi geboren. Das Drfchen liegt auf dem linken Ufer der Maas in einer fruchtbaren, an Saatfeldern, Rebenhgeln und Bergwldern reichen Gegend. Lesen und schreiben hat sie nie gelernt. Winters nhte und spann sie, im Sommer half sie den Eltern bei der Feldarbeit oder htete die Dorfherde. -v^m Sommer 1425 vernahm sie im Garten ihres Vaters eine Stimme, die sprach: Ich komme zu dir und befehle dir im Namen des Herrn, da du nach Frankreich dem Könige zu Hilfe ziehst, damit er sein Knig-reich wiedergewinne." So taucht ihr zum ersten Male der groe Gedanke ihres Lebens auf. Was sie gesehen und gehrt, und was sie von da an hufiger sah und hrte, wagte sie ihren Eltern nicht anzuvertrauen. Als aber die

3. Von der Bildung des Fränkischen Reiches bis zum Westfälischen Frieden - S. 101

1905 - Leipzig : Hirt
2. Karl V. und seine Nachfolger bis zum Dreiigjhrigen Kriege. 101 letztes Kriegsunternehmen war der vergebliche Versuch, Metz wiederzu-erobern; er mute die Franzosen im Besitze ihres Raubes lassen. Abdankung und Tod. Krank und erschpft von den Sorgen der mhevollen Regierung so vieler Lnder unter so schwierigen Zeitverhlt-nisten, legte Karl V. im Jahre 1556 die Regierung nieder. Die Kaiser-wrde und die sterreichischen Lnder erhielt sein Bruder Ferdinand, Spanien, die italienischen Besitzungen, die Niederlande, die neu entdeckten Lnder in Amerika sein Sohn Philipp. Neben dem Kloster San Duste in Spanien hatte der Kaiser sich ein kleines Haus bauen lassen, in dem er den Rest seiner Tage verlebte. Er widmete seine Zeit dem Studium, dem Gebete und mechanischen Arbeiten. Er verfertigte eine Handmhle, die so klein war, da die Mnche des Klosters sie in einem ihrer weiten rmel verbergen konnten, auf der mau jedoch an einem Tage so viel Mehl mahlen konnte, als eine Person in einer ganzen Woche braucht. Auch hatte er zwei Uhrmacher bei sich, die eine Menge Uhren anfertigten. Der Kaiser wollte sie alle in bereinstimmenden Gang und Schlag bringen, allein es gelang ihm dies ebensowenig, wie es seinen unausgesetzten Be-mhungen gelungen war, die religisen berzeugungen seiner Untertanen in Einklang zu bringen. Zwei Jahre lebte der Kaiser in San Auste, dann starb er im Alter von 58 Jahren. Persnlichkeit. Karl Y. war waghalsig und khn, wie sein Ahnherr Karl der Khne von Burgund, dem er uerlich glich, und dessen Namen er trug. Von seinem Grovater Maximilian hatte er den Sinn fr Wissen-schast und Kunst sowie fr mechanische Arbeiten geerbt; er besa den staatsmnnischen Geist seines Grovaters Ferdinand, des Knigs von Spanien, und den edlen Schwung seiner Gromutter Jsabella, der hohen Beschtzerin des Kolumbus. Karl war ein Freund der Blumen. Aus Tunis hat er die Nelke nach Europa gebracht. Des Kaisers Gemahlin, Jsabella von Portugal, war eine Frau von hohen und edlen Eigenschaften, mutig, seelenstark und arbeitsam. Ihr Palast war eine Schule der Ttigkeit, die Kaiserin selbst sa hufig am Webstuhle. Ferdinand I. Ferdinand I. wurde zum Nachfolger seines Bruders gewhlt und regierte bis zum Jahre 1564. Sein groer Gegner, der trkische Sultan Soliman, gegen den er Ungarn, das Erbe seiner Gemahlin, verteidigte, sagte von ihm: Er war ein gerechter und redlicher Fürst, der nie sein Wort gebrochen hat." Nie kam ein ungeziemendes Wort der seine Lippen. Er war ein feingebildeter Mann, begnstigte Kunst und Wissenschaft und grndete die Hochschule zu Innsbruck. Philippine Welser. Sein jngerer Sohn Ferdinand vermhlte sich gegen seinen Willen mit Philippine Welser, der Tochter eines reichen

4. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis zum Westfälischen Frieden - S. 141

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
141 in Brand gesteckt und die Bewohner in rgster Weise mihandelt. Die frher \o hoch geachteten Ritter waren zu ehrlosen Strauch- und Nuub ritteru geworden, zu deren Vestrafilng die Kaiser wiederholt das Schwert ziehen muten.' Zur Verwilderung des Ritterstandes trugen auch die blutigeil Fehden bei, worunter oft ganze Gegenden hart zu leiden hatten. Die heilige Elisabeth, Landgrfin von Thringen. 1. Iugendgeschichte. Whrend der Regierung des Kaisers Friedrich Ii. herrschte der Thringen und Hessen der Landgraf Ludwig mit dem Beinamen der Milde"; seine Gemahlin war die liebe heilige Elisabeth, wie sie von den damaligen Geschichtsschreibern gern genannt wird. Elisabeth war die Tochter des frommen Knigs Andreas von Ungarn. Unter der liebevollen Pflege feiner Eltern wuchs das Mgdlein fichtlich heran, und fciunt konnte es sprechen, da kam schon der Name Jesus der feilte Lippen; wenn es Arme und Notleidende sah, so streckte es seine Hndlein aus, ihnen ein Almosen zu geben. Im Alter vou vier Jahren wurde Elisabeth mit dem Sohne des Landgrafen von Thringen verlobt und, mit kostbaren Geschenken reichlich ausgestattet, von einer glnzenden Gesandtschaft nach der Wartburg gebracht. Unter groen Feierlichkeiten fand die Verlobnng mit dem Prinzen Ludwig statt. Auf die Tage einer sonnigen Kindheit warf der Tod der eigenen Mutter und des Landgrafen, der Elisabeth wie seine Tochter liebte, einen tiefen Schatten. Die Landgrfin Sophie, die jetzt die Regierung in die Hand bekam, war eine eitle, weltlich gesinnte Frau, die fr die Einfalt und Demut der kleinen Elisabeth kein Verstndnis hatte. Mit Spott und Hohn sprach sie wohl zu ihr: Du hast nichts Frstliches an dir; zu einer Magd oder einem Brgerweibe paffest dn wohl, nicht aber zu einer Landgrfin." Doch ihr Brutigam schtzte sie wie einen Berg von eitel Gold", und niemals kehrte er von einer Reise zurck, ohne sie durch ein kleines Kruzifix, ein Bild oder dergl. zu erfreuen. 2. Elisabeth als Gemahlin Mit dem 21. Lebensjahre trat der junge Landgraf Ludwig die Herrschast an und fhrte alsbald seine Braut zum Altare. Eine neue schne Zeit begann jetzt fr die jugendliche Frau, und glckliche Tage sollte sie an der Seite ihres Gatten verleben. Aber bei aller Liebe zu ihrem Gemahl verga Elisabeth doch nicht die Liebe zu Gott und den Menschen. Tglich wohnte sie dem Gottesdienste bei, stand oft des Nachts ans. um zu beten, und um sich abzutten, trug

5. Geschichte der Neuzeit - S. 74

1887 - Wiesbaden : Kunze
74 Erste Periode der Neuzeit. noch den Verlust der letzten englischen Besitzung in Frankreich, der Stadt Calais, im Kriege Philipps Ii. mit Heinrich Ii. hatte erleben müssen. Elisabeth (1558 —1603). Auf Maria folgte ihre Schwester Elisabeth, Anna Boleyns Tochter, in ihrem 25. Jahre. Sie hatte eine freudenlose Jugend verlebt und war von ihrem Vater verstoßen und vernachlässigt worden, so daß ihre Erzieherin dem Lord Cromwell schreiben mußte, die Prinzessin habe weder Mantel noch Wamms noch Unterkleid, weder Rock noch Deckbett. Später schenkte man ihr mehr Sorgfalt, und ihre geistigen Anlagen wurden vortrefflich entwickelt und ausgebildet. Außer ihrer Muttersprache verstand sie Deutsch, Lateinisch und Griechisch ganz vollkommen, hatte die Geschichte ihres Vaterlandes genau kennen gelernt und ihre Religionskenntnis aus der Bibel und den Schriften Melanchthons geschöpft. Ursprünglich edel und großmütig, ward sie durch die Verhältnisse später hart und grausam. Sie war eitel und hörte es gern, wenn man ihrer Gestalt, ihren Augen und Händen, ihrer Beredsamkeit und ihrem Mute Lob spendete. Ist sie schon in ihrer Jugend nicht schön gewesen, so muß sie im Alter einen noch unangenehmeren Eindruck gemacht haben. Man sprach von schwarzen Zähnen, schiefem Rückgrat, falschem, rotblondem Haar, großer Magerkeit, einer langen, scharfgezeichneten Nase und gelber Gesichtsfarbe. Als Maria starb, welche gegen Elisabeth stets feindlich gesinnt gewesen war, rief das versammelte Parlament freudig aus: „Gott erhalte die Königin Elisabeth! Möge sie lange und glücklich regieren!" Elisabeth eilte nach London und wurde allenthalben mit großem Jubel empfangen. Da sie sich nicht für die römische Kirche erklärte, so belegte sie der Papst mit dem Banne und schenkte England seinem Liebling, Philipp Ii. von Spanien. Allein Elisabeth ließ sich dadurch in ihrem Streben nicht irre machen, berief ein vorwiegend protestantisches Parlament und erklärte sich für das Oberhaupt der englischen Kirche. In der Durchführung der Reformation war sie sehr vorsichtig, indem sie aus der katholischen Kirche viele äußere Gebräuche, die bischöfliche Verfassung und Rangordnung der Geistlichkeit, den Satz von der apostolischen Bischofsfolge und von dem mit der Bischofswürde verbundenen Ordinationsrecht beibehielt, in dem Glaubensbekenntnisse aber, welches in 39 Artikeln festgestellt wurde und mit den von Cranmer entworfenen 42 Artikeln übereinstimmte, teils der reformierten, teils der lutherischen Lehre sich anschloß. Auch ein allgemeines G e-

6. Geschichte der Neuzeit - S. 393

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 41. Die Frauen im dritten Zeitraum. 393 Auch während der Exekution offenbarte sich weiblicher Heldenmut in der edelsten Weise. Eine Frau von Jourdain sollte mit ihren drei Töchtern in der Loire ertränkt werden. Ein Soldat wollte die jüngste, deren Schönheit ihn rührte, retten; aber sie stürzte sich selbst in den Fluß, um das Schicksal ihrer Mutter und Schwestern zu teilen. Sie sank nicht unter, weil sie auf einen Haufen von Leichen geriet. „Stoßt mich hinunter, ich habe nicht genug Wasser", rief sie, und so wurde sie endlich unter die Fluten gedrängt. Die meisten Beweise von Aufopferungsfähigkeit, Mut und Todesverachtung von Seiten der Frauen liefert der blutige Kampf in der Vendse. 2. Marie Antoinette. Unter den Frauen, welche ein Opfer der Revolution geworden sind, nimmt die Königin Marie Antoinette die hervorragendste Stelle ein. Sie war eine Tochter des Kaisers Franz I. und der Maria Theresia und wurde 1755, in dem Jahre des schrecklichen Lissaboner Erdbebens, zu Wien geboren. Unter den Augen ihrer gefeierten Mutter erhielt sie eine vortreffliche Erziehung und vermählte sich 1770 mit dem Dauphin von Frankreich, dem nachmaligen König Ludwig Xvi. Während der Einsegnung der Neuvermählten tobte ein furchtbares Gewitter. Vierzehn Tage später veranstaltete die Stadt Paris zum Schluß der Festlichkeiten ein glänzendes Feuerwerk, zu welchem zahlreiche Zuschauer herbeiströmten. Der Einsturz einiger Gerüste auf die dichtgedrängte Volksmasse kostete vielen Hunderten von Menschen das Leben, und so bereitwillig der Dauphin die unglücklichen Waisen und Witwen unterstützte, so schwer war der traurige Eindruck zu verwischen, welchen dies unglückliche Ereignis in allen Gemütern hervorgerufen hatte. Marie Antoinette war wegen ihrer Anmut und Schönheit, wegen ihrer Milde und Freigebigkeit, wegen ihres einnehmenden Wesens allgemein geliebt; aber bald verwandelte sich diese Liebe in Haß und Verachtung. Man warf ihr Verschwendung, Eitelkeit und Putzsucht vor. Ihre Liebe zur Musik und zum Schauspiel veranlaßte sie, Sänger und Sängerinnen zu begünstigen und ein eigenes Hoftheater zu errichten, auf welchem sie selbst auftrat. Man verzieh es ihr nicht, daß sie zu einer Zeit, wo die Finanzen des Königs und des Staates bereits zerrüttet waren, große Summen für Pferde, Wettrennen, Bälle und ihre Toilette verwandte. Ihr Ruf litt noch mehr durch die nächtlichen Feste, welche sie gab, durch den nächtlichen Besuch der Theater, Gärten und Spaziergänge, worin ihre angeborene Leichtfertigkeit und Sorglosigkeit nichts Unschickliches fand. Am meisten aber schadete ihr die berüchtigte Halsbandgeschichte, an welcher sie ganz unschuldig war. Die Gräfin de

7. Geschichte der Neuzeit - S. 120

1887 - Wiesbaden : Kunze
120 Erste Periode der Neuzeit. mahls zu nennen. Ferdinand war überrascht, söhnte sich mit seinen Kindern aus und erkannte die Verbindung seines Sohnes an. Dreißig Jahre lebten Ferdinand und Philippine in der glücklichsten Ehe, da starb 1580 Philippine zu Innsbruck. 7. Wie Martin Luther an Katharina von Bora, so hatte Ulrich Zwingli in Zürich an Anna Reinhart eine würdige Lebensgefährtin gesunden. Anna Reinhart war zuerst an Georg Meyer von Knonau vermählt gewesen, aber frühzeitig Witwe geworden. Zwingli war durch ihr Söhnchen Gerold, einen fleißigen, aufgeweckten Knaben, der Familie bekannt geworden und hatte sich 1524 mit Anna vermählt. Tie geschäftige Lästerzunge warf ihm vor, er habe die steinreiche Witwe nur genommen, um in Zürich fortan in Saus und Braus leben zu können. Allein wir wissen aus Zwinglis Schriften, daß Anna allerdings 400 Gulden Kapitalvermögen und prächtige Kleider, Ringe und andere Kostbarkeiten besessen, aber vom Tage ihrer Verehelichung an den Plunder nicht einmal angerührt, geschweige zur Schau getragen hat. Sie war eine überaus schlichte, gebildete und gottesfürchtige Frau, las fleißig und am liebsten in der heiligen Schrift und nahm an den wissenschaftlichen Bestrebungen jener Zeit lebhaften Anteil. Daneben besuchte, tröstete und unterstützte sie die Notleidenden und Armen und verwaltete pünktlich und sparsam das eigene Hauswesen. Als 1531 ihr Gemahl auf Befehl des Züricher Rats die Truppen in den Krieg gegen die katholischen Stände als Feldprediger begleiten mußte, entließ sie ihn mit heißen Segenswünschen. Ihre bangen Ahnungen hatten sie nicht betrogen. In der unglücklichen Schlacht bei Kappel verlor Zwingli sein Leben, und mit ihm fielen am gleichen Tage Annas Sohn, ihr Tochtermann, ihr Schwager und Bruder. Mit frommem, gottergebenem Sinn ertrug die edle Frau die harten Schläge des Schicksals; man sah sie fortan nur noch im Kreise ihrer Kinder und in der Kirche. 1538 starb sie, beweint von allen, welche die tugendhafte Witwe kannten. 8. Gleichzeitig mit Luther lebte Katharina, Fürstin von Schwarzburg-Rudol stadt, welche durch ihr entschlossenes Betragen den fürchterlichen Herzog Alba beinahe zum Zittern gebracht hätte. Schiller erzählt von ihr folgendes: Als Kaiser Karl V. nach der Schlacht bei Mühlberg auf seinem Zuge nach Franken und Schwaben auch durch Thüringen kam, wirkte Katharina einen Schutzbrief bei ihm aus, daß ihre Unterthanen von der durchziehenden spanischen Armee nichts zu leiden haben sollten. Dagegen machte sie sich ver-

8. Geschichte des Mittelalters - S. 172

1887 - Leipzig : Teubner
172 Die letzte Hohenstaufin + 1270. , J > e 's3' - - r.die letzte Hohenstaufin war Margaretha, eine Tochter Friedrichs Ii., welche mit Albert dem Unartigen oder dem Bösartigen, dem Landgrafen von Meißen, vermählt war. Albert wollte sie von einem Diener ermorden lassen, um eine andere Frau heiraten zu können; aber der Diener entdeckte seiner Herrin das Vorhaben ihres Gemahls und verhalf ihr zur Flucht, indem er sie an einem Seile aus einem Fenster der Wartburg hinabließ. Bevor die Unglückliche aus dem Schlosse floh, nahm sie noch in der Nacht Abschied von ihren drei Söhnlein, Friedrich, Heinrich und Diezmann. Im unendlichen Schmerze über ihr Unglück biß sie ihren ältesten Sohn Friedrich in die Wange, wovon dieser den Beinamen „mit der gebissenen Wange" erhielt. — «• • Sie floh nach Frankfurt am Main und starb daselbst noch in demselben Jahre 1270. Das war das unglückliche Ende der letzten Hohenstaufin. Xiv. Die letzten Krerr?;irge. Wir haben die bedeutendsten Kreuzzüge in den Jahren 1096, 1147, 1189 und 1228 schon erzählt und wollen hier noch von den übrigen kurz berichten, indem wir zugleich bemerken, daß zwischen den Hauptzügen fast beständig kleinere Scharen nach dem Orient pilgerten, um die dortigen Christen zu unterstützen. Zwischen die Kreuzzüge Friedrichs I. und Friedrichs Ii., in die Jahre 1202 —1204, fällt der fog. vierte Kreuz -zng. In Frankreich nämlich entschlossen sich, auf Anregung des Papstes Jnnoeenz Iii. und besonders durch die Bemühungen des Meisters Fulco, der umherzog und das Kreuz predigte, im Anfang des Jahrhunderts viele Ritter und Grafen zu einem Zuge nach dem h. Lande. Zu ihnen gesellte sich eine große Menge deutscher und italienischer Wallfahrer, so daß im I. 1202 mehr als 40 000 Krieger in Venedig zusammenkamen, um auf 480 veuetianischen Schiffen nach dem Osten zu steuern. Der Anführer der

9. Geschichte der Neuzeit - S. 117

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Maria Theresia. Der Erste schlesische Krieg. V 413. 117 Preuenknig gegenber: ein mittelgroer Mann, den Kopf leicht nach der linken Schulter geneigt, das Gesicht von Luft und Sonne gebrunt; herzgewinnend war das blaue Auge und der feingeschnittene Mund mit der weichen, einschmeichelnden Stimme. Als ein gliederstarker, stummer, regungsloser Riese war der preuische Staat auf Friedrich gekommen; nun begann er sich zu regen. Das Herzogshaus von Liegnitz, Stieg und Wohlau war 1675 ausgestorben, ohne da der Groe Kurfürst in den Strmen jener Zeit die alten Ansprche seines Hauses geltend zu machen vermochte. Nach dem Frieden wurde er vertrstet und dann sein Sohn durch ein diplomatisches Rnkespiel um sein Recht betrogen. Friedrich erklrte sich bereit, aus Berg zu verzichten, ja die Erzherzogin mit all seiner Macht gegen ihre Feinde zu verteidigen, wenn sie ihm Schlesien abtrete. Maria Theresia wies seilte Vorschlge stolz zurck. Schon hatte er mit wehenden Fahnen und klingendem Spiel den Rubiko berschritten", ein frhlicher Feldherr an der Spitze seiner frhlichen Truppen. Und frhlich empfingen die protestantischen Schlesier ihren Befreier: sie hatten unter der (Entketzerung", der Verpflanzung ihrer Glaubensgenossen nach Siebenbrgen, schwer gelitten. Im ersten Frhling 1741 umgingen die sterreicher die weit zer-streuten preuischen Stellungen: bei Mollwitz muten die Preußen um ihren Durchbruch nach Norden kmpfen. Schon war ihre Reiterei zersprengt, die Gefahr einer Waffenstreckung nahegerckt; darum entfernte Graf Schwerin den König, der sich tapfer gehalten hatte, frsorglich vom Schlachtfeld. Whrend Friedrich auf dem Mollwitzer Schimmel" von bannen ritt, fiel in tiefem Schnee, bei hellem Sonnenschein die Entscheidung. Unsere Infanterie seinb lauter Csars, und die Offiziere bavon lauter Helben," urteilte Friedrich; aber die Kavallerie ist nicht wert, ba sie der Teufel holt." Jetzt erst schlssen Frankreich und Spanien, Sachsen und Bayern ein Bnbnis und griffen Maria Theresia an, als htte es nie eine Pragmaiische Sanktion gegeben. Friedrich hatte von dem Bunbe keinen Vorteil; daher schlo er nach einem zweiten Sieg einen Frieden, worin er alle 1742 Ansprche auer auf Schlesien aufgab. 3. Mchtig raffte sich nunmehr sterreich empor. Lieber und getreuer Khevenhller," schrieb Maria Theresia an ihren Felbmarschall, inbem sie ihm ihr Bilbnis und das ihres zehn Monate alten Shnchens Joseph sandte, hier hast Du eine von der ganzen Welt verlassene Knigin vor Augen mit ihrem mnnlichen Erben; was vermeinest Du will aus diesem Kinde werden? Sieh, Deine gndige Frau erbietet sich Dir als einem getreuen Minister. Handle, 0 Held und getreuer Vasall, wie Du es vor Gott und

10. Das erste Geschichtsbuch - S. 107

1892 - Gera : Hofmann
— 107 — wird meinem Herrn, dem Könige von Ungarn, eine Tochter geboren, die schön und tugendreich und Eures Sohnes ehelich Gemahl werden wird!" Vier Jahre später sandte der Landgraf Hermann herrliche Boten in das ferne Ungarland und ließ den König um die Hand seiner Tochter Elisabeth für seinen Sohn Ludwig bitten. Der Ungarnkönig empfing dte Boten günstig, denn ihr Herr war in allen Landen berühmt. Er bewilligte auch, daß das Mägdlein mit nach Eisenach geführt und dort erzogen würde. Gar herrliche Gaben, so eine silberne Wiege und Badewanne, köstliche Kleider und Geschmeide, sandten die Eltern mit und beschenkten die Boten reichlich. Als Elisabeth in Eisenach ankam, war sie vier, Ludwig aber elf Jahre alt. Beide wurden mit allem Fleiß erzogen, bis sie zu ihren Jahren kamen und ein glücklich Ehepaar wurden. 2. Wie Elisabeths Almosen zu Wosen wurde. Fast täglich stieg Elisabeth von der Wartburg hinab in die Stadt Eisenach, um die Armen zu speisen und die Kranken zu pflegen. Einmal trug sie in einem Korbe Fleisch, Brot und Eier hinab. Da begegnete ihr der Landgraf. Sie erschrak und suchte beschämt den Korb unter dem Mantel zu verbergen. Der Landgraf aber stellte sich rauh und fragte: „Was trägst du da?" Damit schlug er den Mantel zurück und sah in dem Korbe lauter Rosen. Elisabeth schlug ihre Augen zur Erde, ihr Gemahl aber faßte sie bei der Hand und redete liebreich mit ihr. (Vergleiche Bechsteins Gedicht: „Elisabeths Rosen".) ß. Wie sie die Armen in der Knngersnot speiste. Einst war ihr Gemahl auf lange Zeit mit dem Kaiser nach Italien gezogen. Da brach eine große Hungersnot im Lande aus. Elisabeth aber nahm alles Korn und allen Vorrat und teilte es unter die Bedürftigen. Täglich speiste sie 300 Arme. Für die Schwachen, die den Berg nicht ersteigen konnten, baute sie in der Stadt ein Spital und ließ sie dann versorgen. Als ihr Gemahl nach zwei Jahren wieder heimkam, da verklagten die Amtleute seine Gemahlin, daß sie alles den Armen gegeben habe. Er aber sprach: „Lasset sie um Gottes willen weggeben, was wir haben. Wenn uns nur die Wartburg und die Neuenburg bleiben! Drei Dinge gefallen Gott gar wohl: Eintracht unter Brüdern, Liebe unter Christen und Einigkeit unter Eheleuten!" 4. Wie Ludwig nach dem heiligen Lande zog. Der Kaiser Friedrich berief alle Fürsten und Ritter zu einem Zuge nach dem heiligen Lande, um des Heilands Grab den ungläubigen Türken zu entreißen. Auch Landgraf Ludwig ließ sich als „Kreuzfahrer" das rote Kreuz auf den Mantel heften. Darüber erschrak seine Gattin bis zum Tode, er aber tröstete sie mit liebreichen Worten. Vor seinem Abschiede ermahnte er seine Leute zu einem fleißigen, gerechten und friedlichen Leben und befahl Weib und Kind und die Regierung des Landes seinem Bruder. Sein Gattin geleitete ihn in herzlicher Liebe und großer Trauer bis Meiningen. Hier nahm sie den letzten, rührenden Abschied. Sie sollte ihn auf Erden nicht wiedersehen. Er erkrankte in Italien an einem giftigen Fieber. Als er sein Ende nahen fühlte, empfing er mit großer Andacht das heilige Abendmahl und die letzte Ölung. Plötzlich flüsterte er: „O sehet doch die «Stube voll weißer Tauben!" Man wollte ihm solches ausreden, er aber rief: „Ich will mit diesen Tauben von hinnen fahren!" Und damit gab er seinen Geist in Gottes Hände. 5. Wie die heilige Elisabeth starb. Nach dem Tode ihres Gemahls wurde Elisabeth mit ihren Kindern von der Wartburg vertrieben. Sie irrte heimatlos umher und nährte sich kümmerlich durch Spinnen und Nähen,
   bis 10 von 261 weiter»  »»
261 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 261 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 2
1 10
2 6
3 8
4 4
5 34
6 1
7 7
8 3
9 0
10 53
11 0
12 16
13 1
14 0
15 0
16 1
17 0
18 1
19 0
20 0
21 2
22 2
23 0
24 1
25 3
26 2
27 7
28 5
29 1
30 2
31 158
32 2
33 146
34 8
35 1
36 4
37 102
38 0
39 7
40 4
41 3
42 4
43 1
44 0
45 38
46 20
47 31
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 15
1 2132
2 109
3 232
4 141
5 45
6 65
7 43
8 127
9 732
10 71
11 51
12 227
13 194
14 54
15 56
16 1135
17 7334
18 35
19 762
20 261
21 504
22 143
23 346
24 632
25 241
26 233
27 17
28 309
29 736
30 56
31 86
32 265
33 39
34 88
35 551
36 540
37 156
38 2746
39 11521
40 234
41 252
42 874
43 148
44 60
45 3537
46 1125
47 11
48 22
49 56
50 6
51 178
52 685
53 144
54 760
55 69
56 54
57 64
58 71
59 717
60 212
61 43
62 27
63 112
64 57
65 39
66 432
67 56
68 350
69 297
70 60
71 2294
72 510
73 114
74 61
75 862
76 455
77 6350
78 50
79 129
80 27
81 114
82 617
83 140
84 587
85 102
86 84
87 2800
88 123
89 13
90 358
91 594
92 3429
93 17
94 6274
95 64
96 103
97 18
98 717
99 18

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 162
1 66
2 111
3 154
4 251
5 468
6 31
7 673
8 119
9 995
10 144
11 65
12 140
13 30
14 15
15 4
16 8299
17 52
18 383
19 757
20 9
21 161
22 3
23 5
24 105
25 167
26 553
27 6
28 28
29 166
30 335
31 889
32 4
33 2360
34 37
35 154
36 16
37 3
38 170
39 821
40 1618
41 53
42 54
43 192
44 1054
45 1042
46 126
47 101
48 228
49 4691
50 178
51 201
52 160
53 670
54 1655
55 1888
56 9
57 277
58 552
59 2864
60 89
61 1939
62 396
63 170
64 1771
65 636
66 86
67 209
68 138
69 247
70 122
71 466
72 196
73 1691
74 149
75 428
76 73
77 721
78 139
79 1961
80 1206
81 2228
82 153
83 14
84 17
85 56
86 162
87 330
88 1078
89 14
90 9
91 906
92 291
93 261
94 59
95 5
96 96
97 782
98 522
99 124
100 1583
101 13
102 346
103 3401
104 10
105 118
106 224
107 32
108 14
109 35
110 171
111 261
112 128
113 39
114 50
115 17
116 410
117 55
118 556
119 15
120 11
121 182
122 64
123 116
124 190
125 56
126 242
127 389
128 120
129 244
130 56
131 721
132 490
133 49
134 58
135 23
136 1462
137 9
138 16
139 34
140 281
141 28
142 161
143 588
144 307
145 441
146 8
147 85
148 2761
149 137
150 5234
151 305
152 364
153 87
154 71
155 348
156 498
157 841
158 906
159 69
160 52
161 165
162 4
163 10
164 15
165 665
166 1209
167 80
168 35
169 232
170 148
171 1538
172 457
173 788
174 299
175 1134
176 1486
177 2740
178 118
179 312
180 31
181 20
182 2099
183 1042
184 493
185 8
186 102
187 109
188 157
189 33
190 8
191 6307
192 84
193 40
194 355
195 13
196 364
197 809
198 724
199 316